Drink pink – alle Augen auf Rosé

Nach langer zweijähriger Pause schloss die Prowein für das Jahr 2022 ihre Tore. Das deutsche Weininstitut ist dort dieses Jahr unter dem Motto „Drink pink“ aufgetreten, Zeit für einen kleinen Blick in die Welt des Rosés.


Die Herkunft dieses besonders farbenfreudigen Getränks ist leider nur lückenhaft dokumentiert. Es steht fest, dass seine Ursprünge in Frankreich liegen, vermutlich in den Klöstern, wo Mönche das Verfahren entdeckte. Eine genaue zeitliche Datierung ist leider nicht möglich.
Durch die Ausweitung des Handels in andere Länder, hatte Rosé die Chance sich auch jenseits von Frankreich einen Namen zu machen. Im 18./19. Jahrhundert begannen auch Winzer außerhalb Frankreichs mit der Produktion.
Bis heute fehlt es dem Rosé an einer konkreten Definition und daher auch an einem klar definierten Geschmacksprofil. Nichts desto trotz sind im Weinmarkt einige Begrifflichkeiten verankert.
Als Rosé bezeichnet man einen Wein der aus blauen beziehungsweise roten Trauben hergestellt wurde, in der eine Extraktion von Farben aus der Traubenhaut stattfand.
Das gewünschte Farbergebnis kann man auf verschiedenen Wegen erlangen. Im Laufe der Zeit haben sich drei verschiedene Verfahren etabliert: Mit Hilfe der Mazeration, zu Deutsch einer Maischestandzeit, ist es möglich ein gewisses Maß an Farbstoffen aus der Traubenhaut in den Saft zu übertragen. Hierbei kann die Standzeit zwischen einigen Minuten bis hin zu Stunden variieren. Bei der Abpress-Methode werden die geernteten Trauben direkt weiter in der Presse verarbeitet, sodass relativ wenig Farbe im fertigen Produkt landet. Man erhält zartrosa Weine mit leichtem Aroma. Die dritte Möglichkeit einen Rosé zu erzeugen ist das sogenannte Saignée-Verfahren, was übersetzt so viel bedeutet wie Aderlass. Hierbei wird die rote Maische in einen Gärtank eingelagert, nach ein paar Stunden, maximal ein paar Tagen lässt man 10-20% des Saftes aus dem Gärtank in einen anderen Tank laufen und vergärt in dort separat. Durch dieses Verfahren erhält man farbintensive Rotweine mit einer höheren Aromakomplexität.
Die Begriffe Blanc de Noir findet man sowohl im deutschsprachigen Umfeld, wie auch international. Hiermit ist ein besonders heller Rosé gemeint, der optisch wie ein Weißwein aussieht.
Weißherbst wiederrum ist ein im deutschen Weingesetz verankerter Begriff, der nur verwendet werden darf wenn der Rosé aus 100% einer Rebsorte und zu 95% aus hell gekeltertem Most besteht, sowie ein Qualitäts- oder Prädikatswein ist. In einigen Artikeln im Netz steht der Verweis, dass Weißherbst nur verwendet werden darf, wenn der Wein aus einer einzigen Lage hergestellt wurde. Diese Klausel ist im Weingesetz allerdings nicht verankert (siehe Weinverordnung §32) und daher falsch.
Rotling bildet einen weiteren Sonderfall. Da dafür rote und weiße Trauben beziehungsweise rote und weiße Maische miteinander verschnitten werden muss. Die Bezeichnungen Schillerwein darf für Weine aus Württemberg Synonym verwendet werden. Für Baden gibt es den Sonderbegriff Badisch Rotgold, sowie Schieler für Sachsen.
Egal woher, die Trinktemperatur für Rosé ist mit acht bis zwölf Grad Celsius niedrig angesetzt. Früher galt das gemeine Wort, dass man Rosé weder als Fisch noch Fleisch ansehen kann. Heute setzt sich die Meinung „des Allrounders der zu allem passt“ immer mehr durch. So findet man für den pinken Wein Foorpairing Empfehlungen, die von Fisch über Fleisch bis hin zu Käse und Süßem reichen.
Laut vielen verschiedenen Artikeln liegt Rosé-Wein schon über viele Jahre im Trend, beziehungsweise befindet sich im Wachstum. Betrachtet man sich jedoch die vom deutschen Weininstitut veröffentlichen Zahlen stellt man fest, dass das Wachstum innerhalb des deutschen Marktes sehr beschränkt ist. Hier pendelt der Marktanteil deutscher Rosé seit 20 Jahren rund um die zehn Prozent Marke. Lediglich 2003 ist in dieser Statistik erwähnenswert, da seit dem der deutsche Roséanteil dauerhaft über zehn Prozent liegt. In der Erfassung der Zahlen hat das DWI eine Veränderung vorgenommen. Bis 2012 wurden Roséweine deutscher Herkunft und importierte Roséweine separat in der Statistik aufgeführt, ab 2012 gibt es Angaben über die Gesamtverteilung der Weine, sowie die Anteile an deutschem Wein. Daraus ergibt sich ein leichter Knick in der Grafik. Zusätzlich hat das DWI 2019 zur Erhebung seiner Daten von der Firma Gfk zu Nielsen gewechselt, was zu einem weiteren Knick in der Grafik führt.
Wirft man einen Blick auf die Zahlen der deutschen Qualitätsweinprüfung Rheinland-Pfalz (1997-2019) erhält man noch weitere spannende Einblicke in die Beziehung des deutschen Weinmarkts und Rosé.
So ist zu beobachten, dass die Mengen an angestellten Rosé, Rotlingen, Weißherbsten und Blanc de Noirs in Rheinhessen starken Fluktuationen unterworfen sind, die zumeist um den Betrag von 200.000-250.000 hl. Die Pfalz legt im Laufe der Zeit und manifestiert sich bei jährlichen Anstellungen von rund 200.000 Hektolitern. Die Mosel und Nahe weisen ein langsames, aber stetiges Wachstum auf niedrigem Niveau vor, während Mittelrhein und Ahr keinerlei Entwicklung in den Anstellungszahlen von Roséweinen zeigen. Generell kann gesagt werden, dass die Hinzugewinne nur mit Mengenverlusten im Rotweinreich einhergehen. Was weiterhin zu bemerken ist: 2020 entdeckt man einen leichten Knick in den angestellten Zahlen. Hierbei könnte Covid als Erklärung dienen.
Interessant ist, dass zum Ende der 90er Jahre die Menge an restsüßen und lieblichen Roséweinen wesentlich höher war, während trockene und halbtrockene Rosé eher selten waren. Im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre haben sich die Zahlen nun soweit angeglichen, dass trocken und halbtrocken auf ähnlichem Niveau angestellt werden wie liebliche und süße Weine.
Die Frage, ob sich die Konsumenten geändert haben oder die Produzenten und damit auch das Geschmacksprofil der Weine, bleibt an dieser Stelle leider unbeantwortet.
Gleichzeitig hat sich die Variation der Rebsorten stark verändert. Während Ende der 90er Jahre (1997) lediglich 22 verschiedene Rebsorten den Weg in die Qualitätsweinprüfung fanden, hat sich die Zahl 2019 mit 50 mehr als verdoppelt. Es ist auffällig, dass immer mehr Weine auch ohne Rebsorte, also als Blend, Cuvée oder gar als eigener Markenname ohne Rebsortenangabe angestellt werden.

Blickt man auf die verwendeten Begrifflichkeiten, sieht man einen klaren Rückgang des „Weißherbst“ und einen stärkeren Anstief von Rosé. Rotling bleibt dauerhaft auf einem niedrigen aber stabilen Niveau. Der Begriff Blanc de Noir ist erst 2008 statistisch erfasst worden und ergibt seither leicht steigende Zahlen. Sein Pendant „Weißherbst Blanc de Noir“ wiederrum wird kaum genutzt. 

Im Jahr 2014 hat der OIV (internationale Organisation für Rebe und Wein) einen Fokus auf den internationalen Rosémarkt gelegt und verschiedene Kennzahlen erhoben und veröffentlicht. Bis heute wird dieser Artikel immer wieder für weitere Artikel und Berichte als Quelle herangezogen. Wenn auch nicht mehr brandaktuell, können die dort ersichtlichen Muster auch noch auf die heutige Situation übertragen werden. 
Weltweit betrachtet ist bis heute Frankreich nur erster, sondern auch größter Roséwein-Produzent mit einem Anteil von 30%. Gefolgt von Spanien (21%), USA (14%), sowie Italien (10%). Die Länder Chile, Südafrika und Australien verzeichnen wachsende Mengen. Deutschland wird mit 2% Anteil lediglich unter „weitere Länder“ gelistet. 
Frankreich selbst weist nicht nur die höchsten Produktionszahlen sondern auch die höchsten Konsumzahlen auf. Besonders zu nennen ist hierbei das Gebiet der Provence, in dem rund 10% des französischen Rosé produziert werden. Davon werden lediglich 12% exportiert, da der verbleibende Anteil im Land selbst von Einheimischen und Touristen konsumiert wird. Auffällig ist, das die französischen Roséweine nicht mehr mit Synthetik-Korken verschlossen werden, die Branche aber weiterhin auf Korkprodukte wie Press- und Scheibenkork setzt, da der Schraubverschluss weiterhin mit Imageproblemen kämpft. Lediglich bei international exportierende Firmen lassen sich BVS Verschlüsse finden.
Den höchsten Exportanteil in Sachen Rosé hat Spanien, die einen guten Teil Ihrer Produktion nach Frankreich exportieren, wo jene Weine ihren Platz in günstigeren Supermarktregalen finden. 
Schaut man auf die Konsumentenstruktur von Roséweinen wird klar, dass es eine klare Tendenz zu weiblichen Rosé-Konsumenten gibt. Lediglich die Länder USA, Russland und Australien bilden hierbei eine Ausnahme, wo das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist. Brasilien wiederum ist einziges Land, wo mehr Männer als Frauen Rosé konsumieren. Wärmere Temperaturen fördern international den Rosékonsum, so bleibt er weiterhin ein Sommergetränk, auch wenn sich die Absatzzahlen mittlerweile auch für die kältere Jahreszeit festigen. 
Bei einem Blick auf die Altersstruktur der Konsumenten ist ersichtlich, dass besonders die jüngeren Konsumentengruppen (Millennials) Rosé bevorzugen. Möglicherweise liegt darin auch eine Korrelation in den besonders extravaganten und farbenfrohen Produktdesigns, die auf dem Markt verfügbar sind.
Weiterhin verzeichnen hellere Roséweine einen besseren Absatz als dunklere. Die hellsten Vertreter findet man zumeist in Frankreich, während die dunkleren Vertreter in Italien und Spanien zu finden sind. Die deutschen Rosé findet man im farblichen Mittelfeld. Durch die Bank weg werden weiße Flaschen, trotz der Gefahr eines Lichttons, bevorzugt, da sich das Produkt klar über seine Farbe verkauft. 

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass der deutsche Weinmarkt spannend bleibt. Mit schönen, leichten, sommerlichen Roséweinen in hellen bis mittleren Pinktönen kann man sicherlich eine junge Zielgruppe begeistern, idealerweise auch mit einem modernen Verpackungsdesign. Aber auch die Sparte der komplexeren Roséweine, für die kältere Jahreszeit bietet einiges an Potenzial. 

Genug von Rosé Weinen gelesen.
Wenn ihr jetzt genauso Lust habt wie ich auf „Drink Pink“, hier ein paar Empfehlungen aus unserem Weingut (geordnet von trocken nach lieblich):


Blauer Portugieser Rosé Trocken (sogar ein Weißherbst)
Blauer Portugieser Rosé Halbtrocken (sogar ein Weißherbst)
Secco Rosé – (ebenfalls Weißherbst aus blauem Portugieser)
Blanc de Noir feinherb (ebenfalls aus blauem Portugieser gemacht)
Rotling lieblich (aus Merlot & Sylvaner)

Falls Du Dich lieber mal ausnahmsweise außerhalb Rheinhessens bewegen möchtest habe ich noch vier exotische Empfehlungen für Dich: 

Blanc de Noir Helan Mountain (China) – der Einsteiger Rosé trocken vom Weingut Changyu Moser 
Blanc de Noir Helan Mountain Barrique (China) – ein Blanc de Noir aus dem Barrique-Fass: Eine ungewöhnliche aber außerst empfehlenswerte Kombi
Weingut Reckendorfer Frizzante Rosé (Österreich) – wenn es mal etwas mehr prickeln darf: Erfrischender Frizzante vom besten Jungwinzern Österreichs! 
Minis Terrios Eiswein aus Cabernet-Sauvignon (Moldau) – ein fruchtig, runder und schmeichelnder Eiswein, der schön leicht daherkommt und seinesgleichen sucht. 

All diese wunderbaren Schätze findet Ihr online im Shop unter: https://shop.reis-luff.de/produkt-kategorie/roseweine/


Quellen:
https://www.gesetze-im-internet.de/weinv_1995/__32.html
https://wineeconomist.com/2019/03/12/global-rose-market-qa/
www.oiv.int/public/medias/3103/focus-2015-les-vins-roses-en.pdf
https://www.heute.at/s/4-fakten-die-du-ueber-rosewein-wissen-musst-100096996 /https://www.enzo.de/italien-wein-blog/wein-wissen/5-fakten-ueber-rose-wein
https://www.weinfreunde.de/magazin/weinwissen/rose-wein/
https://www.paradisi.de/getraenke/wein/rosewein/#Geschichte

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