Alle Farben des (Wein)Regenbogens

Die Welt der Weine ist riesig und für Anfänger nicht leicht zu verstehen. Die vielen verschiedenen Namen und Bezeichnungen, auf einem Etikett auf einer Weinkarte sind oftmals verwirrend und schrecken mehr ab, als dass sie Lust machen. Als Winzer oder auch Weinhändler vergisst man schnell, dass der Kunde nicht tagtäglich so intensiv mit der Materie zu tun hat und viele Sachen die man selbstverständlich erzählt, an Fachchinesisch grenzen.

Ich möchte heute einen Schritt in die (hoffentlich) richtige Richtung machen und anfangen ein paar Dinge über Wein zu erklären. Bleibt die Frage: Wo fängt man an? Bei dem was man im Supermarkt oder beim Weinhändler findet? Oder auf der anderen Seite – im Weinberg?
Ich war letzte Woche bei uns im Weinkeller und dachte mir: „Fangen wir einfach mit mittendrin an, mit dem was dem geneigten Leser auch tatsächlich etwas bringt, nämlich den verschiedenen Weinfarben“.
In den nächsten Zeilen möchte ich Euch die verschiedenen Weinfarben beziehungsweise -typen vorstellen und wie sie sich in Ihrer Herstellung kennzeichnen. Zusätzlich gebe ich Euch Beispiele aus unserem eigenen Sortiment, sodass ihr eine Vorstellung habt, in welcher Form man diese Weinfarben dann auf einer normalen Weinkarte wieder findet.

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  1. Weißwein
  2. Blanc de Noir
  3. Orangewine
  4. Roséwein
  5. Rotling
  6. Rotwein

Weißwein wird aus weißen beziehungsweise grünen Trauben hergestellt. Diese werden im reifen Zustand geerntet und direkt oder nach einer (kurzen) Standzeit (in der Regel maximal 24 Stunden) gepresst. Der gepresste Saft (Most) wird anschließend geklärt (zum Beispiel mittels Schwerkraft: die Trubteile sinken zu Boden und der saubere Saft wird weiter verarbeitet) und zum Gären eingelagert. Nach der Gärung (7 – 21 Tage, teilweise auch länger) hat man einen weißen Jungwein.

Deutschland ist sehr bekannt für seine spritzigen, frischen Weißwein. In unserem Sortiment findet man die folgenden Weißweine:

  • Riesling trocken
  • Riesling Classic
  • Riesling süß
  • Sylvaner trocken
  • Sylvaner halbtrocken
  • Grauburgunder trocken
  • Grauburgunder halbtrocken
  • Rivaner lieblich
  • Huxelrebe süß
  • Riesling 47 ü.N.H.N. trocken
  • Riesling edelsüß

Riesling Classic

Blanc de Noir wird gerne als Weißer mit der roten Seele bezeichnet, das kommt daher, dass man für diesen speziellen Wein rote beziehungsweise blaue Beeren erntet und sie direkt weiter verarbeitet. In der Presse (auch Kelter genannt) werden sie gar nicht oder nur sehr wenig gepresst, sodass die Farbstoffe in der Beerenhaut verbleiben und nur der weiße Saft weiter verarbeitet wird. Im Keller wird der Blanc de Noir wie ein Weißwein verarbeitet: er wird geklärt und anschließend zu Wein vergoren. Gesetzlich gesehen gilt der Blanc de Noir als Roséwein, jedoch hegt man als Winzer den Anspruch, dass der Wein möglichst weiß aussieht.

Wir haben in unserem Sortiment einen Blanc de Noir feinherb.

Orangewine gilt als Exot unter den Weintypen, da man ihn bis heute relativ selten in Deutschland findet. Man könnte ihn als Gegenstück zum Blanc de Noir bezeichnen. Er ist der Rote mit der weißen Seele. Um einen Orangewine zu erhalten erntet man weiße beziehungsweise grüne Trauben und vergärt diese zusammen mit der Traubenschale. Durch den in der Gärung entstehenden Alkohol werden Farb- und Aromastoffe aus der Traubenschale gelöst. Erst nach der Gärung wird der Wein gepresst.
Orangewine erkennt man gut an seiner Orange- bis Bernsteinfarbe. Auch geschmacklich unterscheidet er sich stark von „normalen“ Weißweinen. Er ist oftmals schwerer, würziger und weist ganz andere Aromen auf.
Leider gibt es für den Orangewine keinen griffigen deutschen Namen (außer „maischevergorener Weißwein“) weshalb wir bei dem englischen Begriff geblieben sind.

Wir haben in unserem Sortiment einen Silvaner Orangewine trocken.

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Roséwein wird aus roten beziehungsweise blauen Trauben hergestellt. Nach der Ernte der Trauben gibt es in der Regel eine kurze Maischestandzeit (abhängig von Rebsorte und Reifegrad, Maische nennt man die geernteten Trauben), sodass ein kleiner Teil der Farbstoffe aus der Beerenhaut in den Saft übergehen kann. Anschließend werden die Trauben gepresst, der Saft geklärt und zu Wein vergoren.

Wir haben in unserem Sortiment zwei Roséweine. Beide stammen von derselben Rebsorte und demselben Weinberg. Lediglich die Verarbeitung im Keller unterscheidet die beiden Weine:

  • Blauer Portugieser Rosé trocken
  • Blauer Portugieser Rosé halbtrocken

Rotling sieht ähnlich aus wie Rosé, wird aber ganz anders hergestellt. Hierbei werden rote und weiße Trauben oder Maische miteinander vermischt, bevor sie gepresst werden. Nach dem Pressen wird der Saft geklärt und zu Wein vergoren.

  • Rotling lieblich

Rotwein wird aus roten, beziehungsweise blauen Trauben hergestellt. Um eine möglichst dunkle oder intensive Farbe des Weines zu erhalten müssen die Farb- und Aromastoffe aus der Beerenhaut gelöst werden. Dies funktioniert durch zwei Verfahren. Entweder erntet man die Trauben und lagert die Maische in sogenannten Maischegärtanks ein, durch die Gärung löst der Alkohol Farb- und Aromastoffe aus der Traubenhaut. Danach wird der Wein gepresst und zum Reifen eingelagert.
Die zweite Möglichkeit ist die Maischeerhitzung, hier werden die Trauben kurz auf sehr hohe Temperaturen erhitzt, sodass die Hitze Farb- und Aromastoffe auslöst. Anschließend wird die Maische erhitzt, geklärt und vergoren.
Je nach Verfahren unterscheiden sich die späteren Rotweine deutlich. Bei der Maischegärung erhält man gerbstoffbetontere Rotwein, erhitzte Rotweine sind leichter und schmecken oftmals ein bisschen nach Marmelade.

Je nach Geschmack kann man Rotweine zum Reifen in Holzfässer einlagern. Dadurch erhalten die Weine weitere Aromen und werden komplexer. Die Stärke der Holzaromen ist abhängig von der Fassgröße (das kleinste ist ein Barriquefass, es fasst 225L), sowie der Beschaffenheit des Fasses.

Wir haben verschiedene Rotweine in unserem Sortiment, alle sind im Maischetank vergoren:

  • Dornfelder trocken
  • Dornfelder lieblich
  • Spätburgunder trocken
  • Spätburgunder lieblich
  • Cabernet-Sauvignon/Merlot trocken
  • Cabernet-Sauvignon/Merlot trocken im Barrique gereift
  • Cabernet-Sauvignon/Merlot süß

Als Winzer bewegt man sich stets zwischen den Vorgaben durch das deutsche Weingesetz, sowie Vorschriften und Verordnungen der EU, sowie dem eigenen Geschmack und Auffassung, welche Weine man herstellen möchte und wie diese schmecken sollen. Hinzu kommen noch die Gegebenheiten durch Wetter, Klima und Boden (dem sogenannten Terroir).
Viele Dinge sind eine Frage der persönlichen Philosophie und des Geschmackes des Winzers, also auch gegebenenfalls Markenzeichen des Weinguts. Das macht die Weinwelt unfassbar abwechslungsreich und bunt: Die gleiche Rebsorte, ähnlich ausgebaut, vielleicht aus dem selben Dorf von zwei Winzern ausgebaut schmeckt niemals gleich! Jeder Wein hat seine eigenen Ecken und Kanten – das macht das Probieren und kennen lernen verschiedener Weingüter und Regionen so spannend.

Ich hoffe, ich konnte Euch damit einen kleinen Einblick geben und vielleicht etwas Lust machen, neue Weine auszuprobieren.

Falls Ihr künftig mehr aus der Weinwelt wissen wollt, oder ihr spezielle Fragen habt, sagt Bescheid. Ich versuche Euch gerne weiter zu helfen. Gerne könnt Ihr dafür die Kommentarspalte nutzen oder direkt per Email Kontakt zu mir aufnehmen.

P.S.: Weitere Infos über unser Weingut findet Ihr auf unserer Homepage www.reis-luff.de

P.P.S.: Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich werbe ja ein bissche für unsere Weine, daher möchte ich diesen Artikel als Werbung markieren.

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